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Traumatisiert durch den Terror
Christoph Middendorf
  • 20. November 2015

Traumatisiert durch den Terror

Von Hendrik Mann | Redaktionsbüro Oberbergkliniken

Die seelischen Folgen der Anschläge von Paris

Paris hat alles verändert – das gilt besonders für die Angehörigen der Toten, für die Verletzten, die Helfenden und Zeugen der Terroranschläge vom 13. November. Viele Menschen haben durch die Anschläge und ihre Folgen eine Situation erlebt, die niemand durchleben sollte – und ein Trauma erlitten. Was ihnen helfen kann, erklärt Christoph Middendorf, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin.

Berlin, 20.11.2015 – Menschen verfügen über erstaunliche Selbstheilungskräfte, um mit traumatischen Erfahrungen umgehen zu können. „Bei zu intensiven Erlebnissen, die mit massiver Ohnmacht und existenzieller Bedrohung einhergehen, kann es allerdings zu Traumafolgestörungen kommen“, sagt Christoph Middendorf, medizinischer Geschäftsführer der Oberbergkliniken. Die Anschläge von Paris waren ein Erlebnis von solcher Intensität. Der Verlust von Angehörigen und Freunden, die grauenvollen Bilder sowie die Geräusche und Emotionen am Ort des Geschehens können die menschliche Seele so tief erschüttern, dass sie sich nur schwer davon erholt.

Heilungsprozess bei Gewaltopfern verläuft langsamer

Wie sehr das Erlebte der Psyche schadet, ist von verschiedenen Umständen abhängig. Wie alt sind die Betroffenen? Wie stabil sind ihre sozialen Beziehungen? Sind sie durch ähnliche Ereignisse vorbelastet? All das beeinflusst den Umgang des Gehirns mit bedrohlichen Situationen. „Ein stabiles soziales Umfeld – mit Menschen, die Ruhe ausstrahlen und an denen man sich aufrichten kann – hilft Betroffenen, traumatische Erlebnisse besser zu verarbeiten“, sagt Middendorf und ergänzt: „Oft hilft schon das Gefühl, nicht allein zu sein und eine Möglichkeit zu finden, mit vertrauten Personen zu sprechen.“ Allerdings verläuft der Heilungsprozess bei Gewaltopfern langsamer als etwa bei Verkehrsunfallopfern. „Menschen, die vorsätzliche Gewalt erlebt haben, verspüren oft ein tiefes Misstrauen gegenüber anderen. Dieser Zustand kann sehr lange anhalten“, erläutert der Experte.

Ruhe und Reden helfen gegen das Trauma

Eine traumatische Situation belastet das Selbst- und Weltverständnis so sehr, dass sie extreme Gefühle von Hilflosigkeit, Angst, Trauer oder Schuld hervorruft. Diese Emotionen können derart stark werden, dass sie Betroffene daran hindern, ihrem Alltag nachzugehen. Daher rät Middendorf: „Wer eine solche Erfahrung gemacht hat, sollte sich Zeit geben, um mit den Erinnerungen umgehen zu können. In dieser Phase ist es wichtig, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, über seine Gefühle zu sprechen und sich viel Ruhe zu verordnen.“

Viele erleiden eine posttraumatische Belastungsstörung

Schafft es die Psyche des Betroffenen nicht, die erlittene seelische Verletzung auf Dauer zu verarbeiten, kann es zu einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) kommen. Darunter leiden etwa 25 Prozent der Personen, die eine existenziell bedrohliche Situation erlebt haben. Die Symptome dieser Folgeerkrankung sind vielschichtig: Schlafstörungen, Konzentrationsschwächen, Emotionslosigkeit, Überreiztheit und starke Muskelverspannungen können auf eine PTBS hindeuten. „Dabei lässt sich häufig ein sogenanntes Vermeidungsverhalten beobachten. Betroffene schützen sich vor inneren und äußeren Reizen, um nicht mehr an das Trauma erinnert zu werden“, erklärt Middendorf. Doch wer sich isoliert, verstärkt das Gefühl, mit seinen Erlebnissen allein zu sein.

Damit es nicht so weit kommt, kann eine Traumatherapie helfen. Ihr Ziel ist es, Stabilisierungstechniken zu vermitteln, Ängste zu mindern und eine heilsame Selbstreflexion zu ermöglichen. „Früher oder später ist es hilfreich, dass sich PTBS-Patienten aktiv ihren traumatischen Erfahrungen stellen, um den Alltag wieder bewältigen zu können“, sagt Middendorf. „Man sollte von einer Therapie nicht erwarten, dass Erinnerungen verschwinden oder sich auflösen. Es geht nicht um ein Vergessen, vielmehr können Betroffene lernen, mit dem Erlebten umzugehen, sodass die mit den Erinnerungen verbundenen Schmerzen und Emotionen verblassen.“

Die Oberbergkliniken sind Ansprechpartner für Menschen mit Depressionen, Abhängigkeitserkrankungen, Burn-out, Zwangs-, Angst- und Panikstörungen sowie Traumafolgestörungen. In den Akutkliniken wird eine intensive, individuelle und innovative Psychotherapie nach dem Oberberg Konzept angeboten. Im Vordergrund des Heilungsprozesses stehen das persönliche emotionale Profil und der achtsame Umgang mit den inneren Ressourcen der Patienten. Die Oberbergkliniken arbeiten nach dem Prinzip eines integrativen Konzepts, das die Bereiche Gesundheit, Medizin und Gesellschaft verbindet. Die Selbstverantwortung und die Persönlichkeitsentwicklung der Patienten werden gefördert. Das Arzt/Therapeuten-Patienten-Verhältnis von 1:2 gewährleistet beste Therapiemöglichkeiten.

Die Kliniken sind an den Standorten Wendisch Rietz in Brandenburg, Hornberg im Schwarzwald und in Extertal-Laßbruch im Weserbergland vertreten. Darüber hinaus wird in 17 zentral gelegenen Oberberg-City-Standorten, u. a. in Berlin, München und Trier zusätzlich eine prä- und poststationäre psychotherapeutische Behandlung angeboten. Die Oberbergkliniken bieten Hilfe bei der Kostenklärung an. Weiterführende Informationen unter: www.oberbergkliniken.de


Ressort: Lifestyle & Wohlbefinden

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