- 19. September 2016
Fluchtursachen bekämpfen heißt Frieden fördern!
World Vision fordert mehr vorausschauende Friedenspolitik
Friedrichsdorf - Angesichts der UN-Flüchtlingskonferenz, die heute in New York beginnt und des UN-Weltfriedenstags am kommenden Mittwoch fordert die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision mehr Anstrengungen in Bezug auf eine ‚vorausschauende Friedenspolitik‘ und macht darauf aufmerksam, dass „Fluchtursachen bekämpfen“ auch bedeutet, Frieden in den Heimatländern der Geflüchteten zu fördern.
„Dies bedeutet jedoch nicht, wie die EU-Kommission dies vorschlägt, Entwicklungshilfegelder für Sicherheitsmaßnahmen zu missbrauchen“, so Ekkehard Forberg, Friedensexperte bei World Vision Deutschland. „Es ist zutiefst zynisch, wenn sich die Kommission in Bezug auf diese Absichten auf das Nachhaltigkeitsziel 16 (SDG) bezieht, in dem das Bestreben nach mehr Gerechtigkeit und Frieden empfohlen wird. Sicherlich sind damit nicht mehr Militärhilfen gemeint.“
In einem Empfehlungsschreiben befürwortet die EU-Kommission, Gelder aus dem EU-Entwicklungshilfetopf „Instrument für Stabilität und Frieden“ zum Training und zur Ausrüstung von Militär in gefährdeten Ländern einzusetzen und betont, Sicherheit sei ein wichtiges Fundament für Entwicklung. Forberg erläutert diesbezüglich: „Im Gegensatz kann man auch sagen, Entwicklung ist ein wichtiges Fundament für Sicherheit. Ohne Waffen gäbe es keine Kriege, weniger Tote und weniger Leid.“
"Vorausschauende Friedenspolitik" bedeutet, Instrumentarien zu entwickeln, die Konflikte in einem sehr frühen Stadium identifizieren, um rechtzeitig vermittelnd tätig werden zu können. „In Krisenländern sollten die nationalen Regierungen ein Frühwarnsystem aufbauen, welches auf Regierungsebene angesiedelt ist. Die Europäische Union und Deutschland sollten zivile Experten vorhalten, die die jeweiligen Autoritäten in guter Regierungsführung beraten“, so Forberg. Regierungen müssten frühzeitig in die Pflicht genommen werden und ihren Auftrag erfüllen, damit der jeweilige Reichtum der Länder der ganzen Bevölkerung zugute komme. Friedensdiplomatie müsse zur europäischen Daueraufgabe werden.
World Vision fokussiert in seiner langfristigen Entwicklungszusammenarbeit auf einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl die Gesundheit, die Bildung, aber auch die wirtschaftliche Entwicklung einer ganzen Region im Blick hat. Im Bereich Friedensförderung arbeiten die Mitarbeiter vor Ort mit Kindern und Jugendlichen, um sie im Bereich friedliche Konfliktlösung zu schulen. „Die Situation in einem Land stabilisiert sich, wenn Kinder und Jugendliche ein erfülltes Leben haben, gebildet sind und eine Vision für sich und ihre eigenen Nachkommen entwickeln können“, betont Forberg.
„Die Vermischung von sicherheits- und entwicklungspolitischen Aufgaben ist zudem höchst bedenklich. Diese beiden Aufgaben müssen strickt getrennt werden, auch um Mitarbeiter von Hilfsorganisationen nicht zu gefährden. Die Arbeit von NGOs muss unabhängig bleiben.“
Derzeit leben rund 1,5 Milliarden Menschen in Konfliktländern bzw. fragilen Staaten, die anfällig für Konflikte sind. Mehr als 65 Millionen Menschen befinden sich derzeit auf der Flucht, die meisten davon in ihren Heimatländern oder in Nachbarstaaten.
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