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- 19. Juli 2024
Sommerurlaub am Mittelmeer: Volle Strände, bald leere Netze?
Das Mittelmeer erweist sich auch in diesem Sommer als eines der Top-Sehnsuchtsziele für Urlaubsreife. Sonnenschirm, Sandstrand, Erholung mit Meerblick. Doch wie sieht es im Meer selbst aus? Hier zeigt sich das Mittelmeer als echtes Problem-Meer!
Das Mittelmeer mit seinen azurblauen Gewässern und atemberaubenden Küsten ist in den Sommermonaten eine der beliebtesten Urlaubsdestinationen der Welt. Doch hinter der idyllischen Kulisse verbirgt sich eine bedenkliche Realität: Das Mittelmeer ist nach dem Südostpazifik das am stärksten überfischte Meer der Welt!
Laut aktuellen Daten werden im Mittelmeer 58 Prozent der kommerziell befischten Bestände außerhalb biologisch nachhaltiger Grenzen befischt, so die Welternährungsorganisation FAO. Mit anderen Worten: Mehr als die Hälfte der Bestände ist überfischt, und die Situation ist besorgniserregend. Zum Vergleich: Weltweit sind 37,7% der Bestände überfischt. Überfischung ist immer auch eine Bedrohung für das Ökosystem Meer ebenso wie für die Existenzgrundlage vieler Menschen in der Region.
„Der Zustand des Mittelmeeres bessert sich zwar, gibt aber dennoch weiterhin Grund zur Besorgnis. Die Bestandssituation lässt kaum erfolgreiche Bewertungen nach dem strengen MSC-Umweltstandard zu. Daher sind hier aktuell lediglich drei Fischereien zertifiziert.”, sagt Menno Bax, Leiter des MSC für den deutschsprachigen Raum.
Die Gründe für den schlechten Zustand der Fischbestände im Mittelmeer sind laut Marine Stewardship Council (MSC) vielfältig:
- Hohe Nachfrage: Die steigende Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten führt zu intensivem Fischfang.
- Mangelnde Regulierung: Es gibt oft unzureichende Fangquoten und ungenügende Kontrollen.
- Illegale Fischerei: Unerlaubte Fischereipraktiken tragen zur Überfischung bei.
- Unselektive Fischereimethoden: Methoden wie Schleppnetzfischerei fangen große Mengen an Beifang und schädigen Meeresökosysteme.
- Subventionen: Staatliche Subventionen fördern überdimensionierte Fischereiflotten und damit die Überfischung.
- Klimawandel: Veränderungen im Klima beeinflussen Fischpopulationen und machen sie anfälliger für Überfischung.
- Mangelnde internationale Zusammenarbeit: Unterschiedliche Regelungen und Interessen der Mittelmeerländer erschweren nachhaltiges Fischereimanagement.
- Technologie-Mangel: Mehr als 80 Prozent der Fangschiffe im Mittelmeer sind kleine, handwerkliche Fischereien – das sieht auf den ersten Blick besonders erstrebenswert aus. Jedoch verfügen diese oft nicht über die notwendigen Maßnahmen und Mittel für eine evidenzbasierte Nachhaltigkeit, so fehlt es etwa an Satellitentechnik, elektronischen Logbüchern und anderen technischen Möglichkeiten .
Trotz dieser Herausforderungen gibt es einen Lichtblick. Die Europäische Kommission berichtet von einem positiven Trend hin zu weniger Überfischung zumindest im östlichen Mittelmeer (Jährliche Mitteilung über nachhaltige Fischerei in der EU (europa.eu).
Bei den drei Mittelmeer-Fischereien, die nach dem strengen Standard des Marine Stewardship Council (MSC) zertifiziert sind, handelt es sich um die Venezianische Venusmuschel-Fischerei in Italien und um zwei kleine Blauflossenthunfisch-Fischereien in Frankreich und Spanien. Die Blauflossenthunfischfischerei gehört zu den bestregulierten des Mittelmeers.
Ein Top-Reiseziel zwischen Traumferien und Überfischung
Mit Projekten wie "MedFish“ von MSC und WWF in Spanien und Frankreich oder BluFish und HellasFish in Italien und Griechenland, unterstützt der MSC kleine, handwerkliche Mittelmeer-Fischereien auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Obwohl die meisten Fischereien in diesen Projekten noch weit davon entfernt sind, eine MSC-Zertifizierung erreichen zu können, sind die Verbesserungen, die sie vornehmen, angesichts des Ausmaßes der Probleme dennoch enorm wichtig.
Um die Überfischung im Mittelmeer einzudämmen und den langfristigen Erhalt gesunder Fischbestände und eines intakten marinen Ökosystems zu gewährleisten, ist es dringend erforderlich, dass alle Interessengruppen, einschließlich Regierungen, Fischer, Umweltschützer und Verbraucher, zusammenarbeiten.
5 Tipps, wie man auch im Urlaub das Mittelmeer schützen kann
Auch als Urlaubsgast können wir unseren Teil gegen die Überfischung des Mittelmeers beitragen, indem wir ...
- ... diese Mittelmeer-Fischarten vermeiden: Blauer Thunfisch (es sei denn mit MSC-Siegel!), Schwertfisch, Rotbarsch, Meerbrasse, Europäischer Seehecht, Languste, Dorsch.
- ... uns bei jedem Fischgericht über Herkunft und Fangmethode informieren, auch abends im romantischen Hafenrestaurant
- ... uns bewusst für Fischprodukte aus nachhaltiger Fischerei entscheiden
- ... Fisch selbst zubereiten. Das Angebot für Selbstversorger wird größer: Supermärkte in Mittelmeerländern haben immer häufiger Fisch- und Meeresfrüchte mit dem MSC-Siegel im Angebot, dank wichtiger MSC-Partnerschaften mit den dortigen Einzelhändlern und Markenherstellern
- ... durch einen verantwortungsbewussteren Tourismus dazu beitragen, den Druck auf das Mittelmeer zu verringern und seine natürliche Schönheit und Vielfalt für kommende Generationen zu bewahren
Über den MSC:
Der Marine Stewardship Council (MSC) ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die sich weltweit für den Erhalt der Fischbestände einsetzt. Mit seinem Zertifizierungsprogramm ermöglicht der MSC den Schutz und die nachhaltige Nutzung der wertvollen Ressource Fisch.
Der MSC ist weltweit anerkannt als das strengste Programm zur Zertifizierung nachhaltiger Fischerei. Die Anforderungen, die Fischereien für eine MSC-Zertifizierung erfüllen müssen, wurden von über 200 Experten weltweit entwickelt und entsprechen einem breiten wissenschaftlichen Konsens darüber, was nachhaltige Fischerei beinhalten muss.
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