- 28. April 2021
Karl Kübel Stiftung verleiht jungen Initiativen den FAIRWANDLER-Preis
„Humanity can do better“
Eine gerechtere Welt, in der Fairness, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zum Tragen kommen - dafür setzen sich die fünf jungen Teams ein, die gestern Abend (20.4.) von der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie mit dem FAIRWANDLER-Preis 2021 ausgezeichnet wurden. Ihre Botschaft brachte das Team von Nidisi auf den Punkt: „Humanity can do better“, in dem Sinne, dass Menschen Großes schaffen können, wenn sie drängende Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam verantwortungsvoll, auf Augenhöhe angehen, ohne neue Abhängigkeiten zu schaffen.
So international wie Nidisi und die anderen Preisträger*innen denken, sich vernetzen und Lösungen anstreben, so international war auch die Preisverleihung im Livestream auf YouTube und Facebook. Mehr als 700 Zuschauer*innen aus Deutschland, Österreich, Indien, Nepal, den Philippinen, Äthiopien und Südafrika waren online dabei und konnten sich ein Bild von den tollen kreativen Projekten der Preisträger*innen machen.
Gleich drei der ausgezeichneten Projekte bieten innovative Lösungen zum Umweltschutz und nachhaltigen Konsum. Das Göttinger Start-up Kulero entwickelte z.B. essbares Besteck. Eine geniale Idee – und genau zum richtigen Zeitpunkt: Ab Juli ist Plastikgeschirr und -besteck EU-weit verboten. Dieses ökologische Konzept, das Plastikmüll erst gar nicht entstehen lässt, überzeugte die FAIRWANDLER-Jury direkt. Gestartet ist das deutsch-indische Team um Juliane Schöning mit dem Verkauf essbarer Löffel. Mittlerweile hat Kulero bereits über fünf Millionen Plastiklöffel ersetzt und sein Sortiment stetig erweitert. Alle Produkte stammen aus natürlichen Zutaten und sind in vielen leckeren Geschmacksrichtungen erhältlich.
„Veränderung klappt im Kleinen oft besser als im Großen“, betonte Nadine Schubert, Autorin des Bestsellers „Besser leben ohne Plastik“ in ihrer Laudatio. „Deswegen finde ich es super, wenn es junge Leute wie bei Kulero gibt, die sich trauen, etwas anzupacken.“
Auch Filmproduzent Marc Tort Bielefeld aus Berlin liegt die Umwelt am Herzen. Mit seinem Projekt Spatz in der Hand verzichtet er bewusst auf aufwendige Dreharbeiten. Statt extra eine Filmcrew nach Paris zu schicken, um die 100.000ste Aufnahme vom Eifelturm zu machen, nutzt Bielefeld vorhandene Ressourcen und recycelt bereits bestehendes Filmmaterial. „Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern spart Zeit und Geld“, so der Filmemacher. Ein weiterer Vorteil: „Kein Regentag kann dazwischen kommen.“ Für diesen vielversprechenden Ansatz wurde Spatz in der Hand mit dem FAIRWANDLER-Preis ausgezeichnet.
Doch was tun mit bereits existierendem Plastikmüll, der nicht recycelbar ist? Einfach platt walzen! So lautet die Lösung des in Nepal aktiven Vereins Nidisi. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut hat das Team um Fabien Matthias aus Berlin ein Verfahren vorangetrieben, das Plastikmüll zu hochwertigem Straßenbelag verarbeitet. Das spart Rohöl beim Straßenbau und reduziert den CO2-Ausstoß durch die wegfallende Müllverbrennung. Eine Teststrecke zeigt bereits: Die „grünen Straßen“ sind nicht nur günstig in der Herstellung, sondern auch extrem widerstandsfähig. Diese pfiffige Idee von Nidisi wurde mit den FAIRWANDLER-Preis belohnt.
Dem Team um Grace Alele von Bridging Gaps aus Konstanz brennt das Thema Diskriminierung unter den Nägeln. „Rassismus wird in Deutschland noch sehr unterschätzt“, sagte Grace Alele. Deshalb ist ihr wichtig, mit Bildungsarbeit Rassismus und anderen Formen von Diskriminierung und sozialer Ungerechtigkeit entschieden entgegenzutreten. Ausgezeichnet wurde das Team aus deutschen und südafrikanischen Jugendlichen für die Broschüre „Zwischenräume“. Darin vermitteln die jungen Menschen anschaulich die komplexen Themen Ungleichheit und Diskriminierung, schärfen Bewusstsein und holen Jugendliche in ihrer Lebenswelt ab. Für ihr niedrigschwelliges Bildungsangebot wurde der Konstanzer Verein – bereits zum zweiten Mal - mit dem FAIRWANDLER-Preis ausgezeichnet. Auch drei Student*innen aus Halle (Saale), die sich das Thema zivile Seenotrettung auf die Fahnen geschrieben, können sich über einen FAIRWANDLER-Preis freuen. Friedrich Wördehoff und sein Team wollen nicht länger zusehen, wie vor Europas Küsten Zehntausende Flüchtlinge ertrinken. Gemeinsam mit den Organisationen Greenpeace und Seawatch haben sie Materialpakete und Handreichungen für kommerzielle Handelsschiffe zur Seenotrettung entwickelt – das Rescue Kit for Merchant Vessels – damit mehr Menschenleben gerettet werden.
„Der FAIRWANDLER-Preis vereint alle Ideen, die unsere Stiftung vorwärts bringen möchte“, sagte Matthias Wilkes, Stiftungsratsvorsitzender der Karl Kübel Stiftung, bei der Preisverleihung. Der Preis richte sich an junge Menschen, „die weitsichtig und mit Unternehmergeist versuchen, die Welt zum Guten zu verändern. Gerade jetzt während der Corona-Krise macht die Power der FAIRWANDLER*innen Mut!“ Diese Power beeindruckte auch Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller, Schirmherr des FAIRWANDLER-Preises: „Sie reden nicht nur, sie handeln. Die Jugend bringt uns voran für soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit. Für ein Umdenken in einer globalisierten Welt, ein Umdenken beim Konsum und Wirtschaften und beim eigenen Verhalten.“
Dass diese Visionen und Innovationen wesentlich durch die weltweite Vernetzung von Menschen und Ideen zustande gekommen sind, hat sich auch am gestrigen Abend eindrücklich gezeigt. Nicht nur durch die Preisträger*innen, sondern auch durch die weltweite Community, die sich online zugeschaltet hatte. „Das ist der Geist dieses Preises, die internationale Vernetzung, die Begegnung auf Augenhöhe und der gemeinsame Einsatz für eine bessere Welt“, sagte Ralf Tepel, Vorstandsmitglied der Karl Kübel Stiftung.
Übertragen wurde die fünfte FAIRWANDLER-Preisverleihung aus der Frankfurter jugend-kultur-kirche sankt peter, wo Moderator Tobi Kämmerer (HR3) den FAIRWANDLER*innen symbolisch die Awards überreichte, musikalisch begleitet von der FAIRWANDLER-Showband. Zusätzlich erhielt jede Initiative für die Weiterentwicklung ihres Projekts ein Preisgeld in Höhe von jeweils 2.500 Euro und praktische Unterstützung aus dem Ehrenamtlichen-Netzwerk des Preises.
Die Ideen für ihre Projekte fanden die Preisträger*innen oftmals bei längeren Auslandsaufenthalten. Auch die Karl Kübel Stiftung bietet jungen Menschen durch ihren weltwärts-Freiwilligendienst die Möglichkeit, eine fremde Kultur kennenzulernen.
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