- 03. November 2025
Mit Kreativität und Poesie gegen das Sterben
Die Künstlerin Stavi P. erschafft trotz Todesprognose schöne Dinge
Stavi P. hat Krebs im Endstadium. Die Berliner Künstlerin leidet an einem adenoid- zystischen Karzinom, hochaggressiv, mitten im Gesicht, unheilbar. Seit 2016 ist sie totgesagt. Doch mit ihrer Stärke hat sie es bisher geschafft, dem Tod von der Schippe zu springen. Leider verheißen aktuelle Prognosen nichts Gutes. Im Sommer 2026 soll der Krebs ihr Gehirn erreichen. Der Tumor ist in den letzten sechs Monaten deutlich sichtbar in der linken Gesichtshälfte gewachsen, sie ist optisch entstellt. Dennoch lässt sich die lebensbejahende Frau davon nicht beeindrucken.
Gespürt hatte Stavi P. den Tumor bereits 2013: „Jedes Mal, wenn durch eine Umarmung ein Punkt unter meinem linken Auge berührt wurde, schoss es wie ein Stromschlag auf meine Oberlippe. Aber niemand konnte etwas finden.“ 2016 kam ihr Zahnarzt auf die Idee einer Biopsie, welche sich als positiv herausstellte.
Eine Odyssee begann: Sie durchlief viele Arztpraxen, bekam wochenlange Infusionen. Viele Untersuchungen und Beratungen folgten. Ihre drei Modegeschäfte musste sie schließen. „Leider fand ich niemanden, der die Gesamtleitung hätte übernehmen können. Ich musste mich jetzt um Lösungen kümmern für meinen Körper, das wurde zum 3-fachen Job. Ich danke heute noch allen meinen ehemaligen Mitarbeitern, die sofort und wirklich mit Liebe das Arbeitsende annahmen."
Emotionale und geistige Erschöpfung folgten: „Ich lag platt daheim. Ausgebrannt durch eine Fülle an Informationen und Entscheidungen, die ich treffen sollte und musste, und einfach zu vielen Einstichstellen am Körper. Aufstehen wollte ich irgendwann auch nicht mehr. Es musste dringend große, neue Lebensenergie her. Ich musste den Punkt erreichen, dass ich wieder vor Lebenslust brenne. Ich brenne stets, wenn ich etwas für andere tun darf. Und ich bin Künstlerin. Kunst ist meine Sprache und Energie und somit war mir klar: Es wird ein Kunstwerk, das man verschenkt und garantiert dabei strahlende Gesichter sieht.
Das Ergebnis: der beliebte Poesiealbum Kunst-Kalender, den Stavi P. trotz ihrer Erkrankung mit viel Herzblut auch für 2026 entworfen hat - die mittlerweile vierte Auflage.
"Mir war es wichtig etwas Bleibendes zu erschaffen, das ein Stück Glück zu den Menschen bringt und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Außerdem war die Arbeit am Kalender meine Beschäftigungstherapie an guten Tagen. Auch wenn ich zwischendurch oft aufhören musste, weil mir die Tränen kamen. Wenn ich alles geglaubt hätte, was mir die Ärzte sagen, wäre ich längst verstorben oder innerlich mein Lebenslicht erloschen. Die Ärzte wollten mir 50 Prozent meines Gesichtes wegfräsen, inklusive Zahnknochen. Geblieben wäre nur die Stirn auf der linken Seite. Davon hätte ich mich niemals erholt mit allen anschließenden Operationen", erzählt die Berlinerin.
Wie hält man es emotional aus, wenn der Krebs das Gesicht entstellt?
In den letzten sechs Monaten hat der wachsende Tumor zusehends das Gesicht der Künstlerin entstellt. Keine leichte Bürde für die sonst sehr aktive und soziale Frau. "Anfangs konnte ich noch sagen, dass es die Folgen einer Zahn-OP sind. Doch bei der jetzigen Größe des Tumors bleiben die Leute auf der Straße stehen, schauen mich erschrocken an und fragen mich. Ich habe nicht mehr die Widerstandsfähigkeit, mit diesen Emotionen der Menschen umzugehen. Mitleid ertrage ich nicht und es hilft auch nicht. Mitgefühl ist angesagt, eine Umarmung und bitte keine Tränen. Es war nie die Scham, es waren die Menschen um mich herum. Mein soziales Leben ist derart eingeschränkt, dass die Poesie und meine Kunst für mich ein ruhiger Hafen geworden sind."
Welche Hoffnung gibt es für die Künstlerin?
Palliativ zu liegen ist für die lebensfrohe Stavi P. keine Option. Eine Chemotherapie ist bei ihrer Art von Krebs nicht möglich. Was bleibt, ist die Hoffnung auf neue Behandlungsmethoden im Ausland.
"Die Schmerzen halten mich vier bis fünf Tage am Stück im Bett, an denen ich mich kaum bewegen kann. Nur denken kann ich noch. Ich nutze dann die Zeit am Handy und recherchiere. So bin ich auf vier Möglichkeiten gestoßen, wie man mir doch noch helfen könnte. Wie immer sind die Lösungen kostspielig, so teuer, dass ich mir das nie leisten könnte", berichtet Stavi P.
Doch am Geld soll es nicht scheitern. Die Freunde von Stavi P. haben sich zusammengetan und stellen derzeit eine Fundraisingseite auf die Beine, um ihr die Therapien zu ermöglichen. Die zugehörige Webseite mit dem Aufruf folgt im November 2025.
Was bleibt? Was kommt?
"Geblieben ist mir meine Kreativität. Glanzbilder anzusehen oder Collagen zu basteln gibt mir Ruhe. Im November nehme ich all meine Kraft zusammen und werde Lesepatin bei den Berliner Märchentagen. Außerdem plane ich in diesem Rahmen auch Bastel- Workshops mit Kindern. Diese hauptsächlich ehrenamtliche Arbeit ist mir sehr wichtig", berichtet Stavi P.
Die Berliner Märchentage sind das größte Märchenfestival der Welt, bei dem auch viele Botschafter:innen und Politiker:innen an den Veranstaltungen im November in der Hauptstadt teilnehmen. Für die Künstlerin eine Ehre, hier dabei zu sein. Dazu plant Stavi P. eine Ausstellung ihrer Collagenkunst für das Frühjahr 2026 in Berlin. Dazu die Künstlerin: "Ich will etwas erschaffen und wissen, dass ich der Welt etwas Schönes hinterlassen habe."
Bis dahin kann man sich an dem farbenprächtigen Kunst-Kalender 2026 erfreuen. Der Poesiealbumkalender ist ein handgemachtes Kunstwerk und wirkliches Unikat. Tausende von Glanzbildern wurden gesichtet, ausgeschnitten, geklebt und per Hand mit Glitzer bestäubt. Der Arbeitsaufwand für eine einzige Collage ist enorm. „Doch der Aufwand lohnt sich. Allein der Anblick der Glanzbilder rührt fast jedes Herz“, so die Künstlerin.
Den Kunstkalender mit 13 Seiten prächtiger Collagen kann man unter www.PoesieRomantik.de für 25 EUR inkl. Versand bestellen.
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