- 01. Juli 2021
Besondere Bäume im Landkreis: Der Ginkgo Baum in Kadelburg
Der Ginkgo (Ginkgo biloba) ist ein außergewöhnlicher Baum und durch seine große Verträglichkeit gegen Immissionen aller Art, seit etwa 50 Jahren, vor allem in Städten, relativ häufig anzutreffen. Ältere Exemplare hingegen sind sehr selten und allenfalls in Botanischen Gärten oder Stadtparks vorzufinden.
Eine bemerkenswerte Ausnahme ist der Kadelburger Ginkgo, der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts an der Ecke Hauptstraße / Kirchstraße in einem privaten Garten steht. Seit 1974 ist der Baum als Naturdenkmal besonders geschützt und ist mit einem Brusthöhendurchmesser von 1,30 Meter darüber hinaus eine imposante Erscheinung. Über die Herkunft des Baumes kann nur spekuliert werden. Friedrich Bercher kaufte nach dem 1. Weltkrieg den Garten von der Gärtnerei Oswald Hässig. Damals hatte der Baum etwa einen Durchmesser von 30 Zentimetern, wie sich Brigitte Huber aus Erzählungen ihres Vaters erinnert. Ob es seinerzeit noch weitere Bäume auf dem Grundstück gab, ist nicht mehr nachzuvollziehen, doch der Ginkgo wurde so etwas wie der Familienbaum für die Berchers, die seinem mystischen Charme erlagen.
Es war kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe, der den Ginkgo in Deutschland bekannt gemacht hat. Mit seinem Gedicht „Gingo Biloba“ aus dem Jahre 1815, vier Jahre später in der Gedichtsammlung „West-Östlicher Diwan“ veröffentlicht, bekannte der Dichter nicht nur die Liebe zu einer Frau (Marianne von Willemer), sondern stellte diesen seltsamen Baum – einen Nadelbaum mit Blättern, ein lebendes Fossil fernöstlicher Herkunft – seinen Zeitgenossen vor. Der Ginkgo gehört zu den wenigen Baumarten, die zweihäusig sind, also weibliche und männliche Exemplare haben. Der Kadelburger Ginkgo ist weiblich und trägt regelmäßig Früchte.
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