- 27. November 2025
„Viel Grün, viel Bunt und viel Leben“
Blühende Unternehmen im Interview
Südschwarzwald – Die Kampagne Blühende Unternehmen des Naturparks Südschwarzwald e. V. hilft Firmen, ihre Gelände naturnah und insektenfreundlich zu gestalten. So entstehen Lebensräume für Wildbienen, Schmetterlinge und Vögel. Zusätzlich entstehen ansprechende Pausenräume für Mitarbeitende und das Gelände wird robuster gegenüber Wetterextremen wie Starkregen oder Trockenheit. Sonja Jaschke, Geschäftsleitung der Firma Formesse in Löffingen und Carina Schneider, Assistenz der Geschäftsleitung bei der Firma Grässlin in Villingen-Schwenningen berichten über die „Verwandlung“ ihres Geländes.
Sie sind „Blühendes Unternehmen“. Was bedeutet das konkret?
Jaschke: Für uns bedeutet das, unser Außengelände naturnah, blütenvielfältig und tierfreundlich zu gestalten, mithilfe der Beratung des Naturparks Südschwarzwald.
Schneider: Auf den Punkt gebracht: „Natur“. Viel Grün, viel Bunt und viel Leben.
Wie hat sich Ihr Firmengelände dadurch verändert?
Jaschke: Zunächst durfte alles wachsen. Der Rasen wurde nur noch zweimal im Jahr gemäht. Die Sträucher und Büsche durften sich ausbreiten. So konnte sich von allein eine erste Basis an naturnahen Pflanzen und Begebenheiten ansiedeln. Dann haben wir durch Saatgut die Wiese blühfreudiger gemacht, Hecken gepflanzt, Rückzugsorte für Igel und Co. angelegt, Vogelfutterplätze bereitgestellt, Obstbäume gepflanzt und „Insekten-Beete“ angelegt. Auch Insektenhotels – von unserer örtlichen Schule gefertigt – wurden aufgehängt.
Schneider: Durch die Einsaat von zwei Blühsteifen mit heimischen Pflanzen, das Anlegen von Staudenbeeten sowie seltenerem Mähen wirkt das Firmengelände bunter und lebhafter. Es ist ein schönes Treiben von unterschiedlichsten Insekten entstanden und auch unsere drei eigenen Bienenvölker freuen sich über die Veränderung.
Sonja Jaschke leitet gemeinsam mit ihrem Mann die Firma Formesse in Löffingen ©Sebastian Schröder-Esch/Naturpark Südschwarzwald e. V.
Wie kamen Sie dazu, sich als Unternehmen mehr mit Biodiversität zu beschäftigen?
Jaschke: Das beruht auf persönlichen Interessen bzw. Vorlieben, da mein Mann und ich uns in einer naturbelassenen Umgebung sehr viel wohler fühlen als in ordentlich angelegten Gärten. Außerdem hatten wir den Wunsch, direkt vor Ort der Natur etwas Gutes zu tun.
Schneider: Wir haben insgesamt ein rund 6,5 Hektar großes Grundstück. Nach dem wir eine zweite Lagerhalle gebaut haben und der Natur wieder Raum genommen haben, wollten wir etwas zurückgeben.
Wie kommt das neue Gelände bei Mitarbeitenden und Kundschaft an?
Jaschke: Gut. Die Mitarbeitenden nutzen in der warmen Jahreszeit das Außengelände für Ihre Pausen. Ein Blick ins Bunt-Grüne mit viel Gesang und Gesumme entspannt sehr. Für unsere Kunden ist unser Streben nach mehr Nachhaltigkeit auf allen Ebenen ein Grund, unsere Produkte zu kaufen.
Schneider: Naturaffine Mitarbeiter finden unser Gelände sehr schön. Auch Kunden und Lieferanten laufen gerne über unser Firmengelände informieren sich darüber. Gerade erst hatten wir Schafe zum Abweiden auf dem Firmengrundstück. In der Mittagspause verbrachten viele Kolleginnen und Kollegen die Pause bei den Schafen, um das „meditative“ Grasen der Tiere zu beobachten.
Wenn Sie in Ihrer Region unterwegs sind, begegnen Ihnen dann ähnliche betriebliche Flächen?
Jaschke: Die Stadt Löffingen hat in Kooperation mit anderen Firmen einige große Flächen insektenfreundlich gestaltet, sodass Blühwiesen entstanden sind.
Schneider: Leider nein. Meist sieht man um die Firmen einen kurz gemähten Rasen.
Wie könnten Ihrer Meinung nach mehr Unternehmen für solche Maßnahmen gewonnen werden?
Jaschke: Ich denke, Beratung vor Ort oder finanzielle Unterstützung können helfen. Aber auch ohne große Investitionen – wenn man der Natur ihren freien Lauf lässt – kann schon viel gewonnen werden. Dann können informative Schilder helfen, zum Beispiel „Hier herrscht kein Chaos, sondern die Natur“, um die Akzeptanz zu erhöhen.
Schneider: Schwer zu sagen. Unsere Geschäftspartner finden das, was wir tun, sehr gut. Öfters hören wir allerdings, dass die Zeit, dies in die Wege zu leiten sowie die Gelder nicht da sind. Ebenso fehlt oft die Begeisterung für die Biodiversität. Aber sicherlich gäbe es Möglichkeiten, mit Institutionen oder der Gemeinde zu kooperieren. Vielleicht wäre es auch denkbar, im Rahmen eines „Azubi-Projektes“ etwas zu verändern.