- 14. Oktober 2018
„Lachen und Humor gehören zum christlichen Leben“
Erzbischof Stephan Burger spricht bei Herbsttagung der Narrenzünfte
Haigerloch / Freiburg (pef). „Lachen und Humor gehören zu einem christlichen Leben – dazu brauchen wir nicht in den Keller zu gehen – und es tut uns allen gut, nicht nur über andere, sondern vor allem über sich selbst auch lachen zu können.“ Das sagte Erzbischof Stephan Burger am Samstag (13. Oktober) in Haigerloch. In seinem Vortrag bei der Herbsttagung der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) erklärte der Erzbischof von Freiburg weiter: „Denken wir daran: Als Christen sind wir die wahren Narren in dieser Welt, weil wir uns von dem Gebaren der Welt nicht zum Narren halten lassen.“ So schauten Christen hinter das närrische Treiben der Welt und feierten mit einer Perspektive, die über die Welt hinausweist.
Erzbischof: „Fastnacht verkehrt Gegenteile und Gegenwelten, um zusammenzuführen“
Vor rund 600 Narren aus 68 Zünften in Baden-Württemberg, Bayern und der Schweiz sprach Stephan Burger über das zuweilen schwierige Verhältnis zwischen Fasnet und Kirche. Wörtlich sagte er: „Dass die menschliche Seite in der Kirche, das Fehlverhalten vom Amtsträgern oder sonstige Fehleistungen innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft und ihrer Gemeinden an Fasnacht aufs Korn genommen wird, das steht für mich außer Frage. Damit habe ich kein Problem, sehr wohl aber wenn der Glaube und die liturgische Feier verächtlich gemacht und in den Schmutz gezogen werden.“ Weiter beschrieb er das Spannungsfeld: „Ich habe kein Problem mit einer guten, gereimten Predigt, die den Mitfeiernden das Wort Gottes nahebringt oder auch gesellschaftskritische Anmerkungen beinhaltet. Ich habe kein Problem damit, wenn für Fasnachtsvereine oder Gruppen eine heilige Messe für Narren oder für das närrische Volk gefeiert wird. Und ich habe kein Problem damit, wenn Kirche und Amtsträger an diesem Brauchtum der Fasnacht teilnehmen und da und dort bei Fasnachtsveranstaltungen auch in die Bütt gehen oder Beiträge liefern.“ Denn die Freude am Leben dürfe auch äußerlich erfahren und erlebt werden.
Für Burger ist das kritische Potential dann erreicht, wenn „als Narretei eine reine Beleidigungstirade über andere ausgeschüttet wird“ und wenn man „in seiner Ausgelassenheit die eigenen Grenzen, geschweige denn die Achtung und Würde des anderen nicht mehr kennt“. Für die Integration fasnachtlicher Elemente in die Liturgie bedeute das, in der Feier der heiligen Messe müsse erkennbar bleiben, was dort gefeiert werde, nämlich der Tod und die Auferstehung des Herrn. „Es kann, es darf nicht sein, dass die ‚Frohe Botschaft‘, das Evangelium Jesu Christi durch die Amtsträger selbst der Lächerlichkeit preisgegeben werden.“ Er ergänzte: „Es geht um den Kern unseres Glaubens, der die Freude am Leben zum Inhalt hat. Da darf auch das eine oder andere Lied zur besonderen Gestaltung herangezogen werden. Aber geben wir bitte nie unseren eigenen Glauben der Lächerlichkeit preis.“
Zusammenfassend sagte der Erzbischof von Freiburg: „Fastnacht und Kirche gehören zusammen. Fastnacht und Kirche stehen in einem fruchtbaren Verhältnis zueinander. Denn: Dieses besondere Brauchtum ermöglicht Kritik, ohne zu verunglimpfen, es ermöglicht Lachen, ohne Auszulachen und es verkehrt Gegenteile und Gegenwelten, um zusammenzuführen.“
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