- 17. Dezember 2018
Erwachsene, die als Babys gestillt wurden, verdienen mehr und schneiden bei Gedächtnistests besser ab
Mehrere Medienkampagnen haben in den letzten Jahren die Vorteile des Stillens für die Gesundheit hervorgehoben. Eine neue Studie zeigt, dass das Stillen zusätzlich zu diesen Vorteilen auch eine erhebliche wirtschaftliche Auswirkung haben kann.
Eine Studie der Queen’s University Belfast in Zusammenarbeit mit dem University College Dublin, dem University College London und der Cass Business School zeigte den wirtschaftlichen und kognitiven Mehrwert des Stillens, der noch Jahrzehnte später anhalten kann.
Bei der Studie wurde untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen wirtschaftlichen Vorteilen und dem Stillen besteht. Dafür wurde eine nationale, repräsentative Stichprobe in England, Wales und Schottland 1958 geborener Babys herangezogen. Ungefähr 9000 Teilnehmer wurden von ihrer Geburt bis ins Erwachsenenalter begleitet.
Die Forschergruppe arbeitete unter der Leitung von Dr. Mark McGovern, Dozent für Wirtschaft an der Queen’s Management School, in Zusammenarbeit mit den Kollegen Dr. Slawa Rokicki vom University College Dublin, Dr. Giampiero Marra vom University College London und Dr. Rosalba Radice von der Cass Business School.
Die Forschergruppe hat herausgefunden, dass Erwachsene im Alter von 50 Jahren, die als Babys gestillt wurden, ein 10 Prozent höheres Haushaltseinkommen hatten und bei Gedächtnistests bessere Ergebnisse erzielten, denn Erwachsene, die als Baby nicht gestillt worden waren.
Die Stillraten im Vereinigten Königreich (UK), insbesondere in Nordirland, verbleiben, verglichen mit internationalen Standards, niedrig. Die Ergebnisse dieser Studie weisen darauf hin, dass öffentliche Gesundheitskampagnen, die auf einen Zuwachs der Stillraten abzielen, wahrscheinlich auch eine erhebliche Verbesserung der wirtschaftlichen Situation mit sich bringen, das Humankapital sowie die lebenslange Produktivität der Betroffenen erhöhen und sich auch positiv auf die Gesundheit der Frauen und Kinder auswirken würden.
Dr. Rosalba Radice von der Cass Business School kommentiert die Studie folgendermaßen: "Dies ist ein Beispiel dafür, dass Fortschritte bei den statistischen Methoden und ihre Umsetzung in das R-Paket GJRM (Marra und Radice, 2017) es ermöglichen, die langfristigen positiven Auswirkungen des Stillens zu modellieren und zu quantifizieren“.
Die ersten Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass durch einen Zuwachs der Anzahl gestillter Babys in Nordirland von jährlich zehn Prozentpunkten circa 100 Millionen £ mehr lebenslanges Einkommen erwirtschaftet werden könnten. Man könne davon ausgehen, dass 20 Millionen £ davon in Form von Steuereinnahmen eingezogen werden und damit teilweise Gesundheitskampagnen finanziert werden könnten.
Ein aktueller UNICEF UK Bericht hat das Potential für die Durchführung eines groß angelegten Programms mit dem Ziel, höhere Stillraten zu erzielen, geprüft. Die Kosten für die Durchführung einer Maßnahme, die der von der UNICEF vorgeschlagenen Maßnahme in etwa entspräche, lägen wahrscheinlich bei 200 £ für jedes zusätzlich gestillte Baby.
Die Kosten einer solchen Maßnahme mit dem Ziel 2.400 zusätzliche Stillkinder in Nordirland (10 Prozent der circa 24.000 hier geborener Babys) verzeichnen zu können, würden bei 500.000 £ pro Jahr liegen. Ein Kosten-Nutzen Vergleich lässt darauf schließen, dass sich ein solches Programm langfristig auf jeden Fall rentieren würde.
Dr. Slawa Rokicki, vom University College Dublin erklärte: „Der Nachweis für den wirtschaftlichen Nutzen des Stillens stützt das Argument für einen Einsatz von mehr Mitteln in öffentliche Gesundheitskampagnen und Unterstützungsangebote für stillende Mütter. Das Stillen ist vielleicht nicht für alle geeignet, aber für Frauen, die stillen möchten, könnten solche Kampagnen zusätzliche Unterstützung und Informationen liefern, die ihnen dabei helfen würden, es auch wirklich zu tun.“
Dieselbe Forschungsstudie hat ebenfalls herausgefunden, dass ehemalige Stillkinder im Alter von 50 Jahren bessere Ergebnisse bei Gedächtnistests erzielten (mit einer Standardabweichung von 0,15), was einen möglichen Zusammenhang zwischen Stillen und kognitiven Fähigkeiten erkennen lässt.
Dr. Mark McGovern von der Queen’s Management School fügte hinzu: „Unsere bisherigen Ergebnisse der Studie zeigen, dass, wenn mehr Babys gestillt werden, sich die für Gesundheitskampagnen investierten Mitteln mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich rentieren. Zudem würden Frauen und Kinder durch eine bessere Gesundheit, bessere kognitive Fähigkeiten und ein höheres Einkommenspotential ebenfalls davon profitieren.“
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