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Der Netzausbau ist die Achillesferse der Energiewende
Stromtrasse
  • 20. September 2018

Der Netzausbau ist die Achillesferse der Energiewende

Von Jakob Flechtner - DIHK Berlin

Der Ausbau der Windkraft und Photovoltaik (PV) ist in Deutschland gut vorangekommen. Der für den Wechsel auf erneuerbare Stromquellen ebenfalls erforderliche Ausbau der Stromnetze stockt allerdings. Schon jetzt gibt es erhebliche Engpässe im Stromnetz – insbesondere bei der weiträumigen Übertragung von Strom. Die Folge sind hohe und steigende Kosten zur Stabilisierung des Netzes: Im Jahr 2017 waren es bereits 1,4 Mrd. Euro – zu Lasten von Unternehmen und Verbrauchern.

Mit der Energiewende müssen vor allem die Verbindungen zwischen dem windreicheren Norden und Osten zu wichtigen Industriestandorten in Süddeutschland ausgebaut werden. Ursprünglich sollten diese Trassen bis 2022 fertig sein. Denn dann werden die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet. Tatsächlich werden diese Leitungen wohl frühestens 2025 fertig, weitere Verzögerungen nicht ausgeschlossen.

Energiewende gerät ohne Netzausbau ins Stocken

Seit Wochen streitet die Regierungskoalition, wie die geplanten Sonderausschreibungen für Wind- und Sonnenenergie mit der bislang beschränkten Aufnahmefähigkeit der Netze zu vereinbaren sind – beides wurde im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Dabei besteht kein Zweifel: Ohne einen zügigen Ausbau des Stromnetzes wird die Energiewende zunehmend ins Stocken geraten. Deutschland kann dann zwar mehr Wind- und Solarenergie produzieren als heute, den Strom aber mangels Leitungen nicht zu den Abnehmern transportieren. Bislang ist es nicht gelungen, den Konflikt um den erforderlichen Netzausbau entlang der möglichen Trassenverläufe zu entschärfen. Die Folge ist: Genehmigungsverfahren für neue Stromtrassen ziehen sich in die Länge.

Aktionsplan Netze greift zu kurz

Richten soll es ein Maßnahmenbündel, das der Bundeswirtschaftsminister jüngst in einem „Aktionsplan Netze“ vorgestellt hat. Kurzfristig sollen bestehende Netze besser ausgelastet werden, zum Beispiel mittels Temperaturüberwachung der Freileitungen und durch eine intelligente Steuerung der Stromflüsse. Um den Netzausbau selbst zu beschleunigen, sind unter anderem Vereinfachungen im Planungs- und Genehmigungsverfahren vorgesehen. Solche Maßnahmen können einen Beitrag dazu leisten, die bestehenden und absehbaren Netzengpässe zeitnah zu entschärfen. Es fehlt aber noch immer ein konkreter Zeitplan für die Umsetzung dieser Vorschläge, die zudem nicht neu sind. So hat die Bundesnetzagentur bereits mit dem Netzentwicklungsplan 2017 so genannte Ad-Hoc-Maßnahmen für eine bessere Auslastung der Bestandsnetze genehmigt.

Priorität Nr. 1: Neue Stromtrassen brauchen mehr Akzeptanz

Noch kritischer: Auf die zentrale Herausforderung des Netzausbaus – die Akzeptanz vor Ort – bietet der Aktionsplan keine Antwort. Das vorgesehene Controlling der Netzvorhaben durch Bundesnetzagentur, Länder und Netzbetreiber einschließlich des Netzgipfels mit den Länderministern kann bestenfalls helfen, die Verfahren zu optimieren. Der Netzausbau braucht vielmehr dringend eine klare politische Unterstützung, die bis in die Länder und Kommunen hineinwirkt. Ausgangspunkt dafür ist die Erkenntnis, dass die Energiewende ohne Netzausbau nicht gelingen kann.


Ressort: Wirtschaft

Kommentare

0
Anonym
7 jahre vor
Sicher, es fehlen noch immer die Trassen. Wenn man dann aber mitbekommt, dass Supercomputer fast ausschließlich in Bayern und Baden Württemberg entstehen, brauch man sich über Probleme nicht zu wundern.
Solch ein Supercomputer verbraucht auch mal eben Strom wie das Saarland, oder so. Würden die im Norden aufgebaut, bräuchte der Strom dafür nicht quer durch die Republik transportiert werden. Aber die Länderchefs möchten sich ja für die Teile auf die Schulter klopfen. Am Besten man setzt sie auf Ergometer, dann können sie den Strom dafür selber erstrampeln.

Dass Wissenschaftler zwingend direkt an den Anlagen sitzen müssen glaube ich nicht so ganz. Über Glasfaser könnten die auch aus der Ferne bedient werden.
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